In unseren früheren Beiträgen haben wir unsere Ergotherapeutinnen vorgestellt. Nun haben wir Robyn Meissner gebeten, uns die Grundsätze der eigentlichen Ergotherapie näherzubringen.
Die Kinder werden hauptsächlich von Ärzten und Krankenschwestern in den Township-Kliniken an uns überwiesen. Grund dafür sind Entwicklungsdefizite, oder wenn Betreuer und Lehrer über Probleme beim Schreiben und Lernen besorgt sind oder wenn sie bereits diagnostizierte angeborene oder neurologische Störungen haben. Ergotherapeuten sind so ausgebildet, dass sie sehen können, welche Defizite vorliegen, z. B. Verzögerungen beim Sitzen und Gehen, Verhaltensprobleme, falsches Scheiben oder auch das falsche Halten eines Stiftes.
Zunächst wird die Entwicklung des Kindes grundsätzlich beurteilt, um herauszufinden, wo die Schwierigkeiten und Probleme liegen. Es wird der aktuellen Entwicklungsstand des Kindes festgestellt, um eine Vergleichsbasis nach der Therapie zu haben.
Die Therapie besteht darin, das Spielen zu praktizieren/üben/lehren und zur Verbesserung der Entwicklungsdefizite -verzögerungen einzusetzen. Wir versuchen, die Eltern/Betreuer der Kinder so weit wie möglich in die Therapiesitzungen einzubeziehen. Wir geben ihnen Ideen und Unterstützung, wie sie ihren Kindern im Alltag helfen könne. Die Therapiesitzungen finden in der Klinik statt, in der das Kind seinen Arzt aufsucht, und zwar am selben Tag an dem die Arzt- und Medikationstermine sind. Die Therapie wird solange fortgesetzt bis die Probleme gelöst sind und die Kinder Vertrauen in ihre Fähigkeiten aufgebaut bzw. stabilisiert haben.
Eine frühzeitige Intervention ist immer das Beste für das Kind! Wenn die Therapie verzögert wird, sind die Verzögerungen und Defizite der Kinder oft schwieriger zu lösen und könnten andere Probleme verursachen.
Dabei fällt mir eine Patientin ein, die ich betreut habe:
Ein kleines Mädchen wurde an mich überwiesen, sie war 2 Jahre und 8 Monate alt. Sie wurde einen Monat zu früh geboren, wog bei der Geburt 1,62 kg und wurde nach der Geburt positiv auf HIV getestet. Leider nahm ihre Familie nicht an den Nachsorgeterminen teil und gaben ihr nicht die verordneten Medikamente. Die Familien lebt unter sehr schwierigen Bedingungen. Das Mädchen erkrankte an Lungentuberkulose und litt an extremer Unterernährung.
Nach meinem ersten Assessment war das Mädchen auf dem Stand einer Einjährigen – sie konnte noch nicht laufen oder sprechen; sie zeigte eine Entwicklungsverzögerung von etwa 18 Monaten in allen Bereichen. Das kleine Mädchen war auch extrem traumatisiert und weinte während ihres gesamten Klinikaufenthaltes, sie ließ mich nicht in ihre Nähe kommen, nicht einmal, um ihr ein Spielzeug zu geben.
Glücklicherweise konnte ich ihren Eltern zeigen, wie sie die Entwicklung ihrer Tochter zu Hause fördern können, ohne Spielzeug kaufen zu müssen. Wir gingen sehr behutsam mit ihr um; ich musste ihr Vertrauen gewinnen, um mit ihr arbeiten zu können. Schließlich hörte sie auf zu weinen und fing an, in den Therapiesitzungen mehr zu spielen. Das war ein großer Schritt und zeigte mir, dass ihre Eltern zu Hause mit ihr spielten, und zwar auf der Grundlage der gegebenen Anleitung.
Sie begann 4 Monate, nachdem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, zu laufen. Sie hatte auch gleichzeitig mit der Sprachtherapie begonnen, was ihr erheblich geholfen hat ihre Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Sie ist jetzt 5 Jahre alt, ich sehe sie immer noch zu monatlichen Sitzungen – sie hat sich weiter verbessert. Leider glauben wir, dass sie in einigen Entwicklungsbereichen immer hinter ihrer Altersgruppe zurückbleiben wird. Weitere Spezialisten helfen ihr und leisten angemessene Unterstützung, um die Defizite und Verzögerungen so gering wie möglich zu halten. Ihre Eltern verstehen ihren Gesundheitszustand nun auch besser und haben sich verpflichtet, sich um sie zu kümmern.
Die Geschichte dieses kleinen Mädchens zeigt:
- die große Bedeutung der Stimulation zu Hause für die Entwicklung eines Kindes und welchen Unterschied es macht, wenn die Eltern/Betreuer ihre Verantwortung gegenüber ihren Kindern kennen und auch wahrnehmen.
- Dies ist auch ein großartiges Beispiel für das multidisziplinäre Team, das sich für eine ganzheitliche Betreuung einsetzt, um das Leben eines Kindes (und seiner Familie) zu retten und zu verbessern – ohne die Beratung durch die HOPE Cape Town Gesundheitsarbeiter, die ärztliche Betreuung, die Ernährungsberatung und die Intervention der Ergo- und Sprachtherapeuten wäre das kleine Mädchen in ihrer Entwicklung nicht dort, wo sie heute ist.